Eduardo Roca - Imaginaere Landschaften

Imaginäre landschaften Die erste Ausstellung von Eduardo Roca in der Galerie Lehner mit dem programmatischen Titel „Imaginäre Landschaften“ ist der Startpunkt für einen neuen Werkblock, der einen radikalen Umbruch im Schaffen des Künstlers markiert. Roca bewegt sich seit dem Anfang seiner Karriere mit hoher technischer Fertigkeit, Gespür für Licht und Farbe in den – auf den ersten Blick – klassischen Genres Landschaft, Stillleben und Porträt, wobei Landschaften den Großteil des Oeuvres darstellen. Rasch erkennt man, dass die technischen Fertigkeiten des Künstlers ein Motor für stetige Weiterentwicklung sind: Roca perfektioniert die Wahl des Ausschnittes, Auswahl und Reduktion der Farbpalette, Licht als Gestaltungsfaktor und lässt sich immer wieder auf das unmittelbare Erleben urbaner Situationen ein. Roca hinterfragt das Genre Landschaft als solches, indem er Sujets wählt und künstlerisch auflädt, die am ersten Blick nichts mit einer Landschaft zu tun haben, wie Fabrikgelände oder Baustellen. Eine Höhepunkt dieser Entwicklung und Gleichzeitig der Wendepunkt zu den imaginären Landschaften sind Variationen, die er von einem Motiv malt und zu einem Gesamtwerk zusammenfasst, wie die „Variaciones“ in dieser Ausstellung. 25 Ansichten eines unscheinbaren – realen – Hauses, ergeben ein beeindruckendes Gesamtensemble und zeigen in geballter Form die Ausdrucksmöglichkeiten und künstlerische Aufwertung, die ein auf dem ersten Blick banales Motiv erleben kann. Mit einem Landschaftsbild im herkömmlichen Sinn hat das nichts mehr zu tun. Diese Multiplikation lässt sich nicht mehr steigern und so geht Roca in aller Radikalität dazu über, seine Landschaften gesamt zu entwerfen und somit zu reduzieren. Das Ergebnis sind meist weitläufige, menschenleere Landschaften mit einem mystischen Licht, deren Versuch der regionalen Verortung gezwungener Maßen scheitern muss. Da die Landschaften konstruiert sind, ist nichts an ihnen zufällig: Menschen kommen nicht vor. An sie wird nur durch Gebäude, viel mehr aber deren Reste erinnert, die so ein morbides Gefühl erzeugen und den Betrachter in die Rolle eines späten Überlebenden drängen. Die Menschenleere trügt aber, denn es ist der Betrachter, der die Kulissen beleben und erleben soll und an diesen ergeht mit den Arbeiten eine klare Aufforderung. Die fast gottgleiche Freiheit Landschaften zu kreieren nutzt Roca für meist ungewöhnliche Weite und Tiefe. Tiefe Horizonte steigern die Wirkung ebenso, wie ein oft gleißendes Licht, dass die Herkunft des Künstler verrät. Die Bühne ist geschaffen, die Eroberung überlässt er anderen. Dr. Frederik Lehner